Helden im Alltag
Morteza Eshghparast kennt sich mit Krisen aus. Der Bremer war ungezählte Male als Helfer unterwegs – nach Erdbeben oder Überschwemmungen, in Kriegsgebieten, in Flüchtlingscamps in Griechenland und in Ländern wie Bangladesch oder Somalia, um Brunnen und Waisenhäuser zu bauen. Der 44-jährige Werbefachmann ist Gründer der Bremer Hilfsorganisation „Help Dunya“. Helfen ist Eshghparasts Lebensthema:
„Ich war in den schlimmsten Krisengebieten.“ Seit Wochen erlebt er die Krise nun vor der eigenen Haustür. Deshalb engagiert er sich verstärkt in seiner Heimatstadt.
Morteza Eshghparast ist von morgens früh bis abends spät für seinen Verein im Einsatz. Erreichbar ist er meist nur unterwegs am Smartphone. Ständig muss irgendetwas organisiert werden. Gerade konnte er durch gute Kontakte im Großhandel 14 000 Mundschutzmasken zu erschwinglichen Preisen ergattern. Er spendete sie an Pflegeeinrichtungen, Senioren-Wohngemeinschaften und Krankenhäuser. „Die waren sehr dankbar“, sagt Eshghparast.
Dankbar seien auch die Senioren, für die seine freiwilligen Helfer zurzeit Einkäufe erledigen. „Manche haben niemanden, sind komplett allein, und haben Angst, vor die Tür zu gehen«, sagt er. Um den direkten Kontakt zwischen Senioren und Helfern zu minimieren, gehen sie die Einkaufsliste telefonisch durch. „Das dauert schon mal länger, aber das macht nichts“, sagt er. Die Älteren besäßen meist kein Handy, könnten keine Nachrichten verschicken – und auch online kein Geld überweisen. Die Ausgaben für die Einkäufe strecke der Verein deshalb im Vertrauen erst einmal vor. Die Tüten würden anschließend vor die Tür gestellt.
Wohnungslose in Bremen unterstützt Help Dunya bereits länger. „Wir möchten Menschen helfen, die es sonst schwer haben“, sagt der Vereinsvorsitzende. Von der Corona-Krise seien Obdachlose besonders hart betroffen. Weil kaum noch gesellschaftliches Leben draußen stattfindet, werden weniger Pfandflaschen liegengelassen und weniger Obdachlosenzeitungen gekauft. Für Wohnungslose aber seien die Erlöse wichtig. Neben Nahrungsmitteln bräuchten sie Mundschutzmasken und Desinfektionsmittel, Help Dunya habe damit bereits aushelfen können.
Einen Ausgleich für seinen langen Arbeitstag findet der Familienvater im Sport. In normalen Zeiten trainiert er im Fitnessstudio, übt sich im Nahkampf und ringt. „Jetzt mache ich Klimmzüge zu Hause«, sagt er. Morteza Eshghparast ist gerne in Kontakt mit Leuten, in diesen Zeiten allerdings mit gebührendem Abstand. Angst vor Ansteckung mit dem Corona-Virus hat er nicht. „Ich vergleiche meine Arbeit gerne mit der eines Feuerwehrmannes oder eines Polizisten“, sagt er. „Die gehen auch ein gewisses Risiko ein, retten aber im Zweifelsfall Menschen.“
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