Einsam an Weihnachten?
So werden die Festtage trotz Corona schön
Von: Johanna Ewald
Kontaktbeschränkungen und Angst vor Infektion: Viele Menschen verbringen durch Corona Weihnachten alleine. Mit diesen Maßnahmen werden die Festtage nicht einsam.
16 Millionen Menschen leben in Deutschland alleine. In Bremen sind es rund 193.000. Wegen der hohen Infektionszahlen des Coronavirus sind größere Zusammenkünfte abgesagt – auch an Weihnachten. Dadurch werden in diesem Jahr noch mehr Menschen alleine Weihnachten feiern als in den Vorjahren. Sei es aus Vorsicht oder weil sie oder ihre Nächsten zur Risikogruppe gehören.
Doch allein sein bedeutet nicht gleich einsam sein. Man ist einsam, wenn einem etwas fehlt. Das kann man selbst unter Menschen fühlen. Alleine ist man, wenn um einen herum keine anderen Menschen sind. Mit diesen Maßnahmen verbringen Sie Weihnachten nicht einsam:
1- Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr erreichbar
Ob per Email, Chat oder Telefon: Die Telefonseelsorge ist auch an Weihnachten jederzeit erreichbar. Die insgesamt 104 Telefon-Seelsorge-Stellen in Deutschland bereiten sich organisatorisch auf das „andere“ Weihnachten in diesem Pandemie-Jahr vor. Die Dienste sollen über die Feiertage gut besetzt sein, Chat-Angebote werden aufgestockt, teilt die Hilfseinrichtung mit.
„Wir erleben besonders beim Chatten eine deutlich erhöhte Anfrage-Rate. Während des Lockdowns im März und April hatten wir mehr als doppelt so viele Chats wie in den Vergleichsmonaten 2019 und auch im Oktober und November stiegen hier die Zahlen wieder“, so Petra Schimmel, Leiterin der Telefonseelsorge Hamm. Im Vorjahr seien es durchschnittlich 53 Chats gewesen, in der vergangenen Woche fast 100.
„Die Telefonseelsorge ist für jeden da, für alte und junge Menschen, Berufstätige, Hausfrauen, Auszubildende oder Rentner, für Menschen jeder Glaubensgemeinschaft und auch für Menschen ohne Kirchenzugehörigkeit“, lädt die Einrichtung ein.
Telefonseelsorge, www.telefonseelsorge.de Tel. 08001110111 oder 08001110222
2- Distanzkontakt mit Freunden
„Wir sind soziale Wesen, wir brauchen soziale Kontakte“, sagt Sonia Lippke, Lehrende für Gesundheitspsychologie und Verhaltensmedizin an der Jacobs University Bremen. Dabei rät sie dazu, den ersten Schritt selbst zu wagen: „Man sollte nicht einfach hoffen, dass andere sich melden. Stattdessen sollte man selbst aktiv werden und andere Menschen anrufen oder eine Nachricht schicken“, rät die Professorin.
Sie regt an, darüber nachzudenken, was man an den Feiertagen tun kann, um sich selbst genug zu sein. „Beispielsweise durch Sport, Yoga oder Meditieren. Viele lenken sich ab mit beispielsweise Online-Spielen oder Filmegucken – zu einem gewissen Grad ist das okay. Man sollte sich aber bewusst sein, dass das Probleme nicht wirklich löst.“
3- Spazierengehen trotz Lockdown
Strukturen könnten hilfreich sein, sollten aber nicht für Stress sorgen, rät die Psychologin. „Wer den ganzen Tag nur auf dem Sofa sitzt, braucht sich nicht wundern, wenn er oder sie abends nicht zur Ruhe kommt. Der Körper braucht Bewegung.“ Auch jemand, der in Quarantäne sei, sollte sich zumindest in seiner Wohnung bewegen. „Dadurch lassen sich manchmal auch Krisenmeldungen besser aushalten“, so Lippke.
4- Gemeinsam auf Twitter
Weihnachten einsam und allein? Das muss nicht sein, fand Christian Fehr aus Worms und initiierte die Aktion #KeinerBleibtAllein auf Twitter. Die Initiative vermittelt normalerweise Alleinstehende, sodass sie gemeinsam Weihnachten feiern können – in diesem Jahr geht das nicht. Das Team entschied sich dagegen, um Infektionen zu vermeiden.
„Wir haben lange überlegt, wie wir mit der aktuellen Situation, dem Infektionsgeschehen, dem kommenden Lockdown und #KeinerBleibtAllein vorgehen können. In über vier Jahren, konnten wir auf bislang über 120.000 Teilnehmer zurückblicken“, teilt die Organisation mit.
Stattdessen lädt das Team der Initiative in die Facebookgruppe „Weihnachten nicht allein“ ein, um sich mit anderen auszutauschen „und vielleicht doch noch für Euch das ein oder andere digitale Treffen zu arrangieren. Außerdem soll es an Heiligabend öffentliche Videocalls mit verschiedenen Themen geben, bei denen Ihr Euch auch mit anderen austauschen könnt.“ Auf Twitter können sich Kontaktsuchende Hashtag #KeinerBleibtAllein vernetzen. „Wir werden die Tweets retweeten um Euch zu helfen Kontakte herzustellen“, so die Organisation.
#Keine(r)BleibtAllein , https://www.keinerbleibtallein.net
5- Jugendliche kochen Weihnachtsessen
Der Verein „Havenkidz“ aus Bremerhaven plant ein Benefiz-Weihnachtsessen. Eigentlich sollte es ein gemeinsames Dinner mit bis zu 50 Personen geben. Da dies die derzeitigen Corona-Regeln aber nicht zulassen, will der Verein das Essen nach Hause bringen. „Wenn die Leute nicht zum Essen kommen dürfen, kommt das Essen an Heiligabend eben zu den Leuten“, ist die Devise. Egal, wie viele Rückmeldungen sie erhalten.
Der Verein wurde erst in diesem Jahr gegründet. Zwischen 12 und 20 Jahren sind die Mitglieder, die für andere da sein wollen. So organisierten sie etwa eine Sommerfreizeit, bestückten Zäune mit Gaben-Beuteln und boten Kindern und Jugendlichen mit Problemen an, sich bei ihnen zu melden.
Havenkidz, Email: havenkidz@outlook.de, Tel. 0159 06185331
6- Gottesdienste der Bremer Gemeinden
Die Gemeinden der Liebfrauenkirche, des St.-Petri-Domes und der katholischen Propstei-Kirche St. Johann werden mit der Weihnachtskirche auf dem Bremer Marktplatz ein gemeinsames Zeichen der Ökumene setzen. Eine Bühne neben dem Tannenbaum soll durch Blechbläser, die Weihnachtsgeschichte sowie Weihnachtslieder zwischen den einzelnen Gottesdiensten jeweils für eine halbe Stunde bespielt werden.
Die Liebfrauenkirche und der St.-Petri-Domes haben ihre Gottesdienste synchronisiert: Im 90-Minuten-Takt gibt es jeweils sieben Gottesdienste an Heiligabend. Auch zahlreiche weitere Bremer und Bremerhavener Gemeinden bieten Gottesdienste an.
Den Weihnachtsgottesdienst aus dem St. Petri-Dom bringt Radio Bremen nach Hause. Am 24. Dezember finden Sie die aufgezeichnete Messe hier auf der Seite von buten un binnen. Um 18:45 Uhr können Sie die Messe im Fernsehen sehen.
7- Mit wenig Geld Weihnachten feiern
Für Menschen mit wenig Geld und Wohnungslose bietet die Diakonie Bremen von 12 bis 14 Uhr im Tagestreffpunkt „Frauenzimmer“ eine Andacht an. Außerdem soll es Kartoffelsalat geben und das Café Papagei hat ab 11.30 Uhr für angemeldete Gäste geöffnet. Zusätzlich wird die Hilfsorganisation Help Dunya e.V am Hauptbahnhof und in der Innenstadt Lebensmittel-Pakete verteilen.
Am 25. Dezember bietet das Friedaprojekt um 16 Uhr warme Mahlzeiten, Kaffee, Tee und Leckereien am ZOB Bremen an. Am Samstag soll es außerdem von 12 bis 14 Uhr im „Frauenzimmer“ bei der Diakonie ein kostenloses Weihnachtsessen geben. Gleichzeitig findet auch bei der Gemeinschaft Sant’Egidio ein Essen am Hauptbahnhof statt und das Café Mittwoch in Horn bietet von 11 bis 13 Uhr ein Café an.
Diakonie Bremen, www.diakonie-bremen.de, Tel. 0421 163840
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