ALARM: Wir haben keine Ahnung – Wir müssen den Notfall lernen

ALARM: Wir haben keine Ahnung – Wir müssen den Notfall lernen

12. September 2024, Punkt 11 Uhr. Ein Ohrenbetäubender Alarm durchdringt ganz Deutschland. Sämtliche technische Geräte vibrieren und piepen. Die Sirenen heulen – sogar in der Stadt sind sie überall zu hören. Normalerweise sind diese in den Städten gar nicht mehr im Einsatz. Zum Großteil existieren nur noch in Dörfer Feuerwehr-Sirenen.

Die Menschen starren erschrocken und verdutzt auf ihre Smartphones: „Ach so, nur der Test-Alarm. Oh, wie nervig!“, denken die meisten und versuchen das schrille Geräusch schnell wegzudrücken. Einige lassen ihre lärmenden Geräte unterwegs sogar in ihren Taschen, weil sie niemals vermuten, dass  dieser Alarm aus ihrer Richtung kommt.

„ENTWARNUNG! Es handelt sich um eine Übung – es ist kein Realfall!“ Steht auf der Bildschirmanzeige. Kein Realfall. 

Ohne mit der Wimper zu zucken, geht die Masse der Deutschen ihrem Alltag sofort normal weiter nach. Es ist schließlich kein Krieg, keine Katastrophe, keine Gefahr. Es besteht nicht die geringste Notwendigkeit, irgendwo umgehend Schutz suchen zu müssen. Da sind keine Bomben, die fallen, kein Feuer, das um sich greift, keine Fluten, die sich durch Straßen und Häuser  schieben.

Aber mal ehrlich, Hand aufs Herz: wir alle wären bei einem echten Alarm, im tatsächlichen Notfall, als Gesellschaft kläglich gescheitert. Unvorbereitet, panisch, planlos, verloren.

„Wenn der Alarm kommt, hast du wenige Sekunden, dich irgendwo zu verstecken. Ich werde diese Erinnerungen als kleiner Junge niemals vergessen. Die ganze Nacht hat meine Familie den Funk abgehört und dann innerhalb kürzester Zeit von der 5. Etage unter die Treppe in Deckung gehen und hoffen, dass  es uns nicht trifft.“ erinnert sich Morteza Eshghparast an seine Kindheit im Iran. Es ist und bleibt ein Trauma, so wie für zahlreiche Menschen, die aus Flucht vor Krieg und Gewalt nach Deutschland geflohen sind.

Hierzulande, in Europa, hätten nur die wenigsten Ahnung, was sie tun könnten. Das Chaos wäre unermesslich, die Ausmaße an Menschenverlusten, Verletzten und Zerstörung verheerend. Wahrscheinlich wird uns also ein Massenalarm über unsere Geräte nicht viel bringen. Es sei denn, wir leben in einer Gegend mit Bunker in unmittelbarer Nähe. Aber wer hat denn daran gedacht vorzusorgen? Wer ist ausgestattet mit dem Nötigsten für dieses Szenario, das für unsere Gesellschaft unvorstellbar weit weg ist. Die Flutkatastrophe in Ahrtal 2021, die einen Teil unserer Bevölkerung über Nacht in größte Not gebracht hat, hat uns eine kleine Ahnung darüber gegeben hat, was für andere Teile der Welt schon  längst Realität war oder ist.

Was ist, wenn wirklich Krieg ist?

Wir schauen nach Gaza: in die Gesichter verzweifelter, blutüberströmter Menschen, auf Videos und Bilder, die zerfetzte Kinder und Babys zeigen und auf komplette Zerstörung von Häusern, Straßen und Ländereien. Alarm? Der bringt dort nichts, denn die Palästinenser haben keinen Ausweg zu fliehen, keinen Bunker zum Verstecken. Sie werden in Flüchtlingscamps und Krankenunterkünften tagtäglich angegriffen. Sie hungern, dursten und irren hilflos von einem Ort zum Nächsten. Sicherheit und Schutz existieren für niemanden. Auch nicht für die Teams von Hilfsorganisationen.Trotzdem, ja gerade darum sind auch die Help Dunya Teams vor Ort und geben ihr Bestes, den Kriegsopfern mit Notfallhilfe zur Seite zu stehen, sie aus Trümmern zu bergen und insbesondere den Kindern ein bisschen Obhut zu geben. Sie nur einen Moment mit einer Freude vom Schlimmsten abzulenken. Denn keiner kann den Bomben und Schüssen und Seuchen entkommen. Es ist wirklich, wie die Hölle auf Erden.

Auch in Ländern wie Somalia, Jemen, Sudan oder der Ukraine haben unschuldige Menschen – Menschen wie wir – mit furchtbaren Situationen, schlimmen Verlusten und extremen körperlichen und seelischen Qualen zu kämpfen. Dort sehen Augen Dinge und hören Ohren Geräusche, die für uns hier im privilegierten Deutschland und Europa nicht einmal in den schlimmsten Albträumen vorkommen.

Dieser Alarm heute war nichts, nur eine Probe. Aber hoffentlich rüttelt er uns wach und weckt unser Mitgefühl und Mitleid jeden Tag neu. Gemeinsam sollten wir noch mehr für diese Menschen im Krieg opfern und spenden (Sadaqa). Vor allem müssen wir noch mehr für sie beten. Sie brauchen unseren Einsatz, unsere Stimme, egal von welcher Stelle!

Videos und Dokumentationen zu unseren Projekten findest du auf unserem Youtube Kanal: https://www.youtube.com/@HelpDunyaeV

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